Wir alle sind teil einer gerade stattfindenden Revolution. Pflanzliche Alternativen für tierische Produkte erobern die Märkte. Wir stehen vor einer neuen Ära von Lebensmitteln - dem “Fake Food”. Von Fleisch aus dem Labor bis hin zu Schokolade ohne Kakao - es scheint, als würden diese neuen Lebensmittel allmählich das "echte Produkt" in unseren Küchen ersetzen. Doch während die Welt sich dem "Plant-based"-Trend zuwendet, stellt sich eine wichtige Frage: Verlieren wir den Bezug zu Lebensmitteln? Wächst möglicherweise gerade eine erste Generation heran, die den Ursprung und die Authentizität unserer Nahrung verliert?
Vor einigen Jahren schockierte der Begriff "Analogkäse"(1) die Verbraucher*innen. Statt echtem Käse fanden sie auf Pizza und Burgern ein Gemisch aus Fett, Eiweißpulver und Wasser. Doch heute bezahlen Millionen von Menschen sogar einen Aufpreis, um diese "vegane Käsealternative" zu genießen. Aus "Fake" wurde "Plant-based".
Die Liste der Ersatzprodukte in unseren Supermärkten wird immer länger. Von zellkultivierten Kaffee(2) oder Kaffee aus Pilzen(3) bis zu Schokolade ohne Kakao(4) und Fleischersatzprodukten, die in Laboratorien(5) hergestellt werden, scheint es, als ob die Originalität unserer Lebensmittel schwindet. Vegetarier, Veganer, Flexitarier (*innen)… sie alle ernähren sich von hoch verarbeiteten Lebensmitteln, die versuchen, dem Original in Form, Haptik und Geschmack möglichst nahe zu kommen.
Doch in den letzten Monaten scheint der Hype allmählich ins Stocken zu geraten. Umsätze nehmen ab, Kritiken zu und so mancher Innovationsführer schließt für immer die Pforten. Ist der Hype vorbei?
Nach Jahren des rasanten Wachstums haben Ersatzprodukte den Mainstream erreicht. Immer mehr Menschen möchten auf tierische Produkte verzichten, ohne jedoch Unmengen von Zusatzstoffen zu sich zu nehmen. Diese Entwicklung könnte den Trend verlangsamen, aber sie wird ihn nicht stoppen. Ersatzprodukte sind auf dem Vormarsch und werden voraussichtlich die neue Realität unserer Ernährung sein. Doch mit welchen Folgen?
Verlieren wir durch diese hoch verarbeiteten, mit Zusatzstoffen gespickten und 3D-gedruckten Produkte den Bezug zu echten Lebensmitteln?
An dieser Stelle eine Gegenfrage: Was sind denn “echte Lebensmittel”?
Die Realität ist, dass der Großteil der Lebensmittel im Supermarkt bereits hoch verarbeitet oder sogar ultrahoch verarbeitet ist. Wie viele von uns unterscheiden im Supermarkt denn noch Linda, Annabelle oder Adretta? Nein, es werden festkochende, vorwiegend festkochende oder mehligkochende Kartoffeln gekauft. Und selbst den Unterschied kennen viele nicht (mehr). Auch Erbsen kommen in der Regel nicht mehr aus der Schote, sondern aus dem Tiefkühlregal. Milch, Butter und Vanille sind längst keine Dauergäste mehr auf Zutatenlisten. Sie wurden ersetzt durch Molkepulver, Kokosfett und Vanillin.
Wer also an eine "Generation Fake Food” denkt, sollte sich eingestehen, dass er bereits selbst Teil dieser Generation ist. Mit Beginn der Industrialisierung haben wir Schrittweise aus dem Lebensmittel ein Geschäft gemacht und mit diesem Geschäft haben wir uns von Jahr zu Jahr, von Jahrzehnt zu Jahrzehnt vom Ursprung entfernt.
Aber dieser Wandel ist anders als frühere Entwicklungen. Er hat einen positiven Hintergrund: den Klimawandel. Die Lebensmittelproduktion ist für rund ein Drittel der weltweit ausgestoßenen Treibhausgase verantwortlich. Ersatzprodukte sind somit eine Notwendigkeit und damit mehr als nur ein Business. Sie bieten eine nachhaltige Alternative zu tierischen Produkten, die eine enorme Umweltbelastung darstellen.
In der Ära der "Generation Fake Food" müssen wir uns der Tatsache stellen, dass die meisten unserer Lebensmittel bereits hoch verarbeitet sind. Die Frage ist nicht, ob wir den Bezug zu echten Lebensmitteln verlieren, sondern wie wir ihn uns zurückerobern können. Der Wandel hin zu pflanzlichen und klimafreundlichen Alternativen ist eine Notwendigkeit, um unsere Ernährung mit dem Schutz unseres Planeten zu vereinbaren. Es liegt an uns, bewusste Entscheidungen zu treffen und den Wandel positiv zu gestalten, indem wir echte Lebensmittel und nachhaltige Alternativen gleichermaßen schätzen und unterstützen. Nur so können wir sicherstellen, dass die "Generation Fake Food" eine gesunde und nachhaltige Zukunft für sich selbst und kommende Generationen schafft.
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(1) https://www.welt.de/wirtschaft/article3766124/Mit-diesen-Produkten-essen-Sie-falschen-Kaese.html
(3) https://www.themushroomelixir.de/
(4) https://planet-a-foods.com/de/
(5) https://thecounter.org/lab-grown-cultivated-meat-cost-at-scale/
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