Prebiotic Soda: die stille Revolution des Limonaden-Marktes

Von TikTok bis Tankstelle: Wie Präbiotische Limonaden den Softdrinkmarkt neu definieren – funktional, stylish und bereit für den Massenmarkt.

Sie sehen aus wie Limo, schmecken wie Limo – und versprechen trotzdem einen gesundheitlichen Mehrwert: Prebiotic Soda – zu deutsch: Präbiotische Limonaden – sind der neueste Hype aus den USA und erreichen jetzt auch Europa. Was als Nischenprodukt für Health-Nerds begann, steht plötzlich in Supermärkten und hat Millionen Follower auf Social Media. Aber was steckt wirklich hinter dem Trend? Ein Blick auf Marken, Mechaniken und Märkte.

1. Die US-Pioniere: Olipop und Poppi mischen den Markt auf

Während Cola & Co. sich jahrelang kaum bewegten, wurde das Softdrink-Regal in den USA plötzlich bunter – und funktionaler. Es begann mit zwei Marken: Olipop und Poppi. Beide griffen einen Megatrend auf, der lange unter der Oberfläche gärte – buchstäblich. Der Darm wurde zur neuen Bühne des Gesundheitsdiskurses, “Gut health” zum Lifestyle.

Olipop startete 2018 mit dem Versprechen, das Verlangen nach Limo zu stillen – ohne die gesundheitlichen Kompromisse. Statt Zucker: präbiotische Ballaststoffe. Statt künstlicher Aromen: Pflanzenextrakte. Statt leerer Kalorien: ein funktionales Versprechen. Rund 9 Gramm Ballaststoffe pro Dose – fast ein Drittel des empfohlenen Tagesbedarfs. Die Markenbotschaft: A new kind of soda. Das Design: nostalgisch-retro. Die Wirkung: disruptiv.
→ Bis 2024 sammelte Olipop über 100 Millionen US-Dollar ein – u. a. von Gwyneth Paltrow, The Weeknd und Camila Cabello. Der Markenwert? Inzwischen mehrere hundert Millionen Dollar.

Poppi war die verspieltere Schwester – bunter, popkultureller, weiblicher positioniert. Auch hier: präbiotisch durch Apfelessig und Ballaststoffe, aber mit mehr TikTok-Flair als Health-Blog-Vibes. Poppi schaffte es, Millionen junge Konsument*innen für ein Thema zu begeistern, das bis dato nach Reformhaus klang.

Beide Marken zeigen, was passieren kann, wenn man ein funktionales Produkt nicht über seine Funktion verkauft – sondern über Gefühl, Genuss, Lifestyle.

2. Die Reaktion der Großen: Coca-Cola & Pepsi reagieren

Lange wirkte es, als würden die Big Player den Trend belächeln – als Marketingblase, nicht als Kategorie. Doch das Momentum wuchs. Zwischen 2021 und 2023 vervielfachte sich der Umsatz mit „functional sodas“ in den USA. Olipop knackte die 200-Millionen-Dollar-Grenze im Jahresumsatz, Poppi dominierte die digitale Aufmerksamkeit.

Coca-Cola brachte 2023 eine eigene präbiotische Limo auf den Markt: „Simply Mixology“, später als Submarke „Simply Pop“ etabliert. Die Anmutung: cleaner, reduzierter, zurückhaltender als die Indie-Vorbilder – aber klar im gleichen Segment verortet.

PepsiCo versuchte es gar nicht erst über den Umweg: Sie machten Nägel mit Köpfen und beteiligten sich strategisch an Poppi – um die Marke dann 2024 ganz zu übernehmen. Ein klares Zeichen, dass es hier nicht mehr nur um einen Testmarkt ging, sondern um ein neues Wachstumsfeld.

3. Der Trend schwappt nach Europa: Super Pop, häppi und XOXO steigen ein

Kaum ein US-Foodtrend bleibt dauerhaft lokal. Mit leichter Verzögerung erreichen Innovationen dieser Art Europa – etwas abgeschwächt, aber mit wachsendem Interesse. Auch bei Prebiotic Sodas entstehen erste Marken, die das Thema aufgreifen und neu interpretieren.